Es geht los ...
Fahrzeugübernahme
Bereits während der Fahrt zur Vermietstation erkennt man Unterschiede zu seinem Heimatland. Das Blau des
Himmels ist anders, die Weite des Landes ist eine völlig neue Erfahrung, die Breite der Straßen ist ungewohnt und
das eher defensive Fahrverhalten der Verkehrsteilnehmer fällt rasch ins Auge. Die Ampeln stehen auf der
gegenüberliegenden Seite der Kreuzung und rechts abbiegen trotz roter Ampel scheint auch angesagt zu sein. Wer
ein Stück auf einem Highway zurücklegen muss, wird erstaunt feststellen, dass rechts überholen in Kanada etwas
völlig normales und legales ist. Und mit etwas Glück erwischt man einen Fahrer, der einem angefangen vom
Wetterbericht für die nächsten Tage jede Menge Tipps fürs günstige Einkaufen gibt, verrät welcher Campground auf
der gewählten Route für die erste Übernachtung lohnenswert ist und worauf man auf seiner Rundreise generell
achten sollte.
Bei der Übernahme geht es zunächst um die Erledigung der Formalitäten. Pass, Führerschein Kreditkarte und
Voucher des Reiseveranstalters vorlegen. Eventuell zusätzliches Kilometerpaket oder CDR (Collision Deductible
Reducer) zur Reduzierung der Selbstbeteiligung auf 500,-$ nach buchen und dann geht es los zur Einweisung in die
Handhabung des Fahrzeugs.
Je nach Vermieter und Anzahl der am jeweiligen Tag zu übergebenden Fahrzeuge, erfolgt die Einweisung mehr oder
minder schnell und im besten Fall auf deutsch. Folgende Funktionen sollten während er Einweisung erklärt werden:
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Wo befindet sich der Gastank / die Gasflasche - wie sperrt man das Gas ab (vorgeschrieben bei Benutzung
einer Fähre) - ist genügend Gas für die Dauer der Reise vorhanden - muss der Gasvorrat am Ende der Reise
bei Abgabe des Fahrzeugs wieder nachgefüllt werden? Beim Vorhandensein von zwei Gasflaschen, wie
schaltet man von der einen auf die andere Flasche um?
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Wie wird der Frischwassertank aufgefüllt - wo befindet sich die Anzeige für den Füllstand des Tanks?
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Wie benutzt man die Bordtoilette - wann und in welcher Menge werden die Toilettenchemikalien eingefüllt?
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Wo befinden sich die Füllstandanzeigen für die Schmutzwassertanks? (”grey water” für Spül- und
Waschwasser und “black water” für das Wasser der Toilettenspülung). Wie und wo leert man die
Schmutzwassertanks und wo bekommt man frisches Wasser zum wiederaufladen des Frischwassertank?
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Wie funktioniert der Gasherd, der Backofen, die Mikrowelle und der Kühlschrank. Wo ist die Anzeige zur
Kontrolle, ob bei Stillstand des Fahrzeug genügend Energie zur Versorgung der Bordgeräte zur Verfügung
steht?
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Wo wird die Wasserpumpe ein-/ausgeschaltet?
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Wie und vor allem unter welchen Voraussetzungen funktioniert die Klimaanlage (15, 20, 30 Amp)?
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Wie lässt sich die Markise aus- und wieder einfahren?
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Wie funktioniert der Tempomat?
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Wie ist die Funktionsweise der Alarmanlage (soweit vorhanden)?
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Wo befinden sich Fahrzeugschein (bei eventuellen Kontrollen unbedingt erforderlich) und wo die
Bedienungsanleitung für das Wohnmobil?
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Wo befindet sich der Tankeinfüllstutzen und welcher Sprit muss getankt werden?
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Wo befindet sich der Ölmeßstab?
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Welche Nummer kann ich im Notfall anrufen - wann ist dort jemand zu erreichen, welche Angaben muss ich
machen (Nummer des Fahrzeugs, etc.)?
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Wo befinden sich die Unterleghölzer zum Niveauausgleich bei unebenem Untergrund (ein Muß auf manchen
Campgrounds/Stellplätzen)?
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Auf jeden Fall die Beleuchtungsanlage überprüfen - vor allem die korrekte Funktion der Bremsleuchten.
Wichtig: Schäden durch das Einfüllen, bzw. Benutzen des falschen Treibstoffs, durch nicht kontrollierten Reifendruck
oder durch Vernachlässigung der Flüssigkeitsstände des Fahrzeugs gehen grundsätzlich zu Lasten des Mieters und
sind nicht durch die Versicherung abgedeckt.
Hat man unterwegs das eine oder andere Detail der Einweisung vergessen, ist mittlerweile bei den meisten
Vermietern eine gute Bedienungsanleitung auch in deutscher Sprache vorhanden und verständlich illustriert.
Tipp: Unbedingt die Inspektion rund ums Auto nicht vergessen! und Mängel wie z.B. Dellen, Kratzer und ganz
besonders Beschädigungen an der Windschutzscheibe auf dem sog. Vehicle Condition Report festhalten lassen.
Vorsicht: Bei Steinschlag haftet man auf jeden Fall in Höhe seiner Selbstbeteiligung.
Nach Abwicklung aller Formalitäten und Übernahme des Fahrzeugs empfiehlt es sich, je nach Route, zunächst
einmal vor Ort mehr oder weniger einzukaufen. Generell gilt hier: je größer der Ort umso günstiger die Preise. Ist
man also längere zeit Zeit unterwegs, bevor man den nächsten größeren Ort erreicht, sollte man mehr einkaufen.
Passiert man auf seiner Route die Grenze zu den USA, kann man hier in der Regel günstiger einkaufen als in
Kanada. Im Besonderen gilt dies für alkoholische Getränke.
Tipp: Nach Übernahme des Fahrzeugs und dem ersten Einkauf nicht mehr allzu weit fahren. Am besten schon zu
Hause einen Campground für die erste Übernachtung aussuchen und dort angekommen in aller Ruhe noch einmal
alles durch checken. Ist der Wasserschlauch dicht? Funktioniert der Kühlschrank einwandfrei? Lässt sich der
Gasherd zünden? Im Zweifel kann man am nächsten Morgen noch einmal an Vermietstation vorbeifahren ohne einen
allzu großen Umweg in Kauf nehmen zu müssen.
Der erste Tag
Bevor es am nächsten Tag auf große Fahrt losgeht, sollte man - insbesondere ohne Campererfahrung - die von
vielen Vermietern am Rückspiegel hängende Checkliste durchgehen - oder für den Fall, dass diese nicht vorhanden
ist, sich eine derartige Checkliste anfertigen. Und glaubt mir - wirklich JEDER hat schon einmal etwas vergessen -
sei es das Stromkabel, der Wasserschlauch, die Deckenklappe, oder ... oder ... oder ...
Also, folgendes auf jeden Fall checken:
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Stromkabel abgezogen
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Wasserschlauch demontiert und verstaut
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alle Außenklappen geschlossen
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alle Dachhauben zu
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Wasserpumpe abgeschaltet
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Stufen eingeklappt
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alles im Wohnbereich verstaut und festgemacht
Nach einigen Tagen gehen einem diese Punkte in Fleisch und Blut über - jedoch schadet ein Blick auf die Lise
keinesfalls.
Tipp: Beim Rangieren auf dem Parkplatz oder auf dem Campground - insbesondere beim Rückwärts fahren - sollte
der Mitfahrer den Fahrer einweisen. Schäden, die durch rückwärts fahren entstehen, sind meistens - selbst beim
Vorhandensein einer Rückfahrtkamera - nicht durch die Versicherung abgedeckt.
Ein wenig vertraut mit seiner fahrenden Unterkunft, mit Vorräten an Bord und gestärkt nach dem ersten Frühstück
und die wahrscheinliche Begegnung mit dem ersten Erdhörnchen geht es endlich los in die unendliche Weite
Kanadas ...
Eingetaucht in eine Postkartenlandschaft verbringst Du die nächsten Wochen Deines Urlaubs ...
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